Sven Regener

Wenn der Morgen graut

Kurz vor der ersten Straßenbahn
Sind alle Häuser finster und stumm
Dreh dich noch einmal nach mir um
Einmal für dich
Einmal für mich

Kurz vor der ersten Straßenbahn
Sind alle Wege öde und leer
Lauf noch ein bißchen neben mir her
Einmal für dich
Einmal für mich

Wo ist der Gott, der uns liebt
Ist der Mensch, der uns traut
Ist die Flasche, die uns wärmt
Wenn der Morgen graut

Kurz vor der ersten Straßenbahn
Sind alle Beine müde und schwer
Ein Stern fällt ins Wasser und der Mond hinterher
Einmal für dich
Einmal für mich

Wo ist der Gott, der uns liebt
Ist der Mensch, der uns traut
Ist die Flasche, die uns wärmt
Wenn der Morgen graut

Dreh dich noch einmal nach mir um
Lauf noch ein bißchen neben mir her
Ein Stern fällt ins Wasser und der Mond hinterher
Einmal für dich
Einmal für mich

Wo ist der Gott, der uns liebt
Ist der Mensch, der uns traut
Ist die Flasche, die uns wärmt
Wenn der Morgen graut

 

 

 

 

Über Nacht

Über Nacht kamen die Wolken
Und ich habs nicht mal gemerkt
Schon sind am ersten Straßenbaum
Die ersten Blätter verfärbt

Ich will immer soviel erleben
Und verschlafe doch nur die Zeit
Und kaum daß ich einmal nicht müde bin
Ist der Sommer schon wieder vorbei

Über Nacht kamen die Vögel
Und bildeten einen Verein
Der verzieht sich bald ans Mittelmeer
Und läßt uns im Regen allein

Ich will immer so gern berauscht sein
Und werde doch immer nur breit
Und kaum daß ich einmal nüchtern bin
Ist der Sommer schon wieder vorbei

Über Nacht kam die Erinnerung
An längst vergangenes Glück
Und voller Wehmut stell ich mir
Die Uhr eine Stunde zurück

Ich will dich so gerne vergessen
Und bin dazu doch nicht bereit
Und kaum daß ich dich einmal wiederseh
Ist der Sommer schon wieder vorbei

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer ich wirklich bin


In meinem Schädel wohnt ein Tier, das trampelt alles kurz und klein
Was ich mir vorgenommen hab für einen lieben langen Tag
Wozu bewegen, ich weiß ja nicht wohin
Manchmal wüßt ich gern, wer ich wirklich bin

In meiner Kehle wohnt ein Tier, das frißt die klugen Worte auf
Die ich mir beigebogen hab für einen lieben langen Tag
Wozu was sagen, wenn da keine Worte sind
Manchmal wüßt ich gern, wer ich wirklich bin

In meinem Herzen wohnt ein Tier, das beißt die edle Regung tot
Die ich mir abgerungen hab für einen lieben langen Tag
Wozu Gedanken, wenn die doch nur böse sind
Manchmal wüßt ich gern, wer ich wirklich bin

In meinen Augen wohnt ein Tier, das sieht mich immer hungrig an
Als obs mich aufgehoben hat für einen lieben langen Tag
Was soll werden, wenn es die Oberhand gewinnt,
Manchmal wüßt ich gern, wer ich wirklich bin

 

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