Aus der Reihe
Klassischer Idealismus heute

Da glaubten sie es

Große Aktionseinheit
¡Mapuche! und Yawa Jee

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Sie ist oft schon alt, weiß viel, ist Heilerin
oder
Spiele, die von Frauen und von allen gespielt werden

 

Da gibt es im Süden Chiles ein kleines Volk, heute ca. 1.200.000 Personen zählend. Das Volk war schon da, als die Spanier in den Kontinent einfielen. Sie wurden von den Spaniern nie bezwungen. Als spätere Einwanderer zu Beginn des 19. Jahrhunderts um die Unabhängigkeit Chiles von Spanien rangen, da kämpften die Mapuche an ihrer Seite. Gemeinsam wurde 1893 die Unabhängigkeit errungen.

Für die Mapuche galt das gegebene Wort als Vertrag. Als es hieß, Frieden sei eingekehrt, sie könnten nun ihre Waffen niederlagen [!] und ihre Felder wieder bestellen, da glaubten sie es. Als sie derart entwaffnet waren, kamen die Siedler in den Süden, unterstützt von Soldaten, und nahmen das gute Ackerland an sich.

5 & [!] des Landes durften die Mapuche damals behalten, heute sind es noch ca. 2 % : Staat und Industrie benötigten Land für Hafen- und Abholzungsprojekte, und dafür wurde das restliche IndianerInnenland in Anspruch genommen, nicht die Ländereien der reichen Haziendas. Auch heute wird weiterhin Raubbau an dem noch verbliebenen IndianerInnenland betrieben. Durch das Land fließt der Fluß Bio-Bio; sechs Talsperren sind geplant, verbleibendes IndianerInnenland soll unter den Wassermassen verschwinden. Auch die geplante Autobahn in den Süden Chiles soll durch dieses Territorium führen; die Haziendas bleiben unangetastet.

Somit hat das Volk der Mapuche heute nicht mehr genug Land zum Leben, und es herrscht große Armut, die die Menschen — viele junge Frauen — zum Broterwerb in die Städte treibt. Es gibt auf dem Gebiet der Mapuche eine einzige Schule, keine Hochschule. Die Frauen, ohne Schulbildung, können sich in den Städten nur als Hauspersonal verdingen. Eine traurige Statistik besagt, daß 60 % des weiblichen Hauspersonals von den Dienstherren vergewaltigt werden.

Ein großer Teil des Mapuche-Volkes ist nicht christianisiert. Sie haben Naturgottheiten — Mutter Erde ist die wichtigste, sie wird verehrt, zu ihr wird gebetet. Frauen haben hier viel zu sagen; oberste Autorität ist die Machi, die auch Kämpfe und Demonstrationen anführt. Sie ist oft schon alt, weiß viel, ist Heilerin. Die weißen Widersacher fürchten sie.

In der Stadt Temuco — sie liegt ungefähr am 39. südlichen Breitengrad — haben die Mapuche ein Kulturzentrum eingerichtet, von wo aus der Kampf um Erhaltung von Land und Identität des Volkes geführt wird.

Rayén — Dichterin des Mapuche-Volkes — kam kürzlich zu De Colores nach Bremen und las aus ihren Gedichten vor. Sie erzählte, wie die nunmehr demokratische Regierung von Chile das Mapuche-Volk und seine Kultur weiterhin unterdrückt. Sogar die eigenen traditionellen Spiele, die von Frauen und von allen gespielt werden, sind untersagt.

Doch Rayén hat kürzlich den höchsten südamerikanischen Literaturpreis für ihre Poesie erhalten, den José-Maria-Heredia Preis. Ihre Dichtungen sind Gesänge an Mutter Erde.

Spendenkonto für das Mapuche-Zentrum in Temuco :
A. Wenzel, Stichwort »Mapuñuke«,
Volksbank Freiburg, BLZ 689 900 00. Kontonummer 2769000

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